Sonntag, 30. Juni 2013

25.7.10
Die Meldung des Tages: 19 Tote bei der Love Parade in Duisburg, und es wird nie wieder eine Love Parade geben, sagt der Veranstalter. Tod eines Spektakels, das schon lange tot war. Jetzt musste es noch Tote geben, dass es alle auch begriffen haben.
Ich denke daran, wie Berlin war, als die Loveparade noch hier stattfand: Der Potsdamer Platz eine Sandwüste mit roter Box, Mitte ein Sandhaufen, eine Baugrube mit Kränen. Und die allgegenwärtige Stimmung: jetzt passiert was, jetzt beginnt die Zukunft.
Berlin ist eine unwirkliche Stadt. Manchmal habe ich das Gefühl, als ob sie sich gleich in Luft auflösen, oder plötzlich geräumt, völlig evakuiert würde. Ist Berlin überhaupt jemals eine Stadt gewesen? Sie ist doch eigentlich zu jung und viel zu schnell gewachsen. Und so schnell sie gewachsen ist, ist sie auch wieder zerfallen und wächst jetzt wieder. Aber nicht aus eigenem Antrieb, das hat sie nie getan, sondern forciert durch eine Herrscherkaste, die ihre feuchten Träume und Allmachtsfantasien an ihr ausgelebt hat: erst die Preußen, dann die Nazis, dann Kommunisten und Kapitalisten. Letztere sind jetzt als letzte übriggeblieben. Und wer weiß, wie lange es sie noch gibt?