25.7.10
Die
Meldung des Tages: 19 Tote bei der Love Parade in Duisburg, und es
wird nie wieder eine Love Parade geben, sagt der Veranstalter. Tod
eines Spektakels, das schon lange tot war. Jetzt musste es noch Tote
geben, dass es alle auch begriffen haben.
Ich
denke daran, wie Berlin war, als die Loveparade noch hier stattfand:
Der Potsdamer Platz eine Sandwüste mit roter Box, Mitte ein
Sandhaufen, eine Baugrube mit Kränen. Und die allgegenwärtige
Stimmung: jetzt passiert was, jetzt beginnt die Zukunft.
Berlin
ist eine unwirkliche Stadt. Manchmal habe ich das Gefühl, als ob sie
sich gleich in Luft auflösen, oder plötzlich geräumt, völlig
evakuiert würde. Ist Berlin überhaupt jemals eine Stadt gewesen?
Sie ist doch eigentlich zu jung und viel zu schnell gewachsen. Und so
schnell sie gewachsen ist, ist sie auch wieder zerfallen und wächst
jetzt wieder. Aber nicht aus eigenem Antrieb, das hat sie nie getan,
sondern forciert durch eine Herrscherkaste, die ihre feuchten Träume
und Allmachtsfantasien an ihr ausgelebt hat: erst die Preußen, dann
die Nazis, dann Kommunisten und Kapitalisten. Letztere sind jetzt als
letzte übriggeblieben. Und wer weiß, wie lange es sie noch gibt?