Sonntag, 3. November 2013


27.10.13
Sonntag. Am Mehringdamm ist es dunkel, kalt und regnerisch. Gerade will ich im U-Bahnschacht verschwinden, um dem Wetter zu entgehen, blicke vorher kurz auf die gegenüberliegende Straßenseite. Was ist denn das? Schon wieder? Und das bei diesem Wetter?
Eine riesige Menschenschlange wartet dort vor einer Imbissbude. Wirklich vor der Imbissbude? Gibt es da was umsonst? Oder stehen die Leute vielleicht doch woanders an? Hoffen sie auf die letzten Karten für ein seltenes Rockkonzert? Oder hat da ein neuer Club eröffnet? Ich bleibe stehen. Nein, tatsächlich vor der Imbissbude. Einer Dönerbude, genauer gesagt. Schon letzte Woche und vorletzte und vorvorletzte Woche stand die Schlange da, allerdings war es da heller Tag und strahlender Sonnenschein.
Nun bin ich neugierig. Was kann das sein? Warum gerade vor dieser Bude? Ist das jetzt der Hammer-Döner? Ich will dem Geheimnis auf den Grund gehen. Netz oder nie, denke ich mir und wechsle kurzentschlossen die Straßenseite. Eine Schlange von etwa 40 Leuten, die dort warten, frieren und sich vollregnen lassen. Ich frage einen Herrn mit Schirmmütze und Brille, der mitten in der Schlange steht: „Warum stehen sie denn hier an?“ „Ja, mir hoffet, dass es hier so gut schmeckt, wie mir g`hört händ.“ Gehört? Von wem mag er das gehört haben? „Aha, also geht es hier um Döner?“ „Ja, genau.“ Durch die Scheibe sehe ich, wie sich der Dönerspieß langsam um sich selbst dreht. Sieht eigentlich ganz normal aus. Ich frage die sympathisch dreinblickende Brünette am Ende der Schlange. „Warum stehen Sie hier an?“ „Also das ist der beste Döner hier. Und ich bin von hier, ich weiß das. „Und was ist das Besondere?“ frage ich weiter. „ Also die tun da so Gemüse rein...und Kartoffelspalten.“ Naja, Gemüse... kommt ja eigentlich in jeden Döner. Aber Kartoffelspalten? Das kommt mir seltsam vor. Ich frage mich, wieviele Dönerbuden es in Berlin wohl gibt? Eintausend? Oder zweitausend? Wieviele davon haben die nette Brünette und die Leute vor ihr in der Schlange wohl probiert? Fünf? Oder sechs? Keine Ahnung. Wenigstens gibt es vor der Dönerbude keine Türsteher, die sie wieder wegschicken. Ich schüttle meinen regennassen Kopf und gehe zurück zur U-Bahn.