Sonntag, 30. März 2014


20.3.14
Durch Zufall bin ich heute auf eine Musik von früher gestoßen. Sie hat mich damals sehr berührt, weil sie etwas Neues ausdrückte und den Soundtrack zu einem ganzen Jahrzehnt gebildet hat. Eine Essenz. Und mir fiel auf, dass so etwas heute fehlt, gerade in Berlin, was damals von diesen Klängen erfüllt war, die Kraft einer gemeinsamen Musik, eines gemeinsamen Gefühls, das alle teilen.

Freitag, 7. März 2014


11.12.11
Ich bin zu einer Adventsfeier eingeladen, in einer Kreuzköllner WG, mit selbstgemachtem Punsch und Keksen. Gastgeber ist ein Künstler, den ich noch vom Studium her kenne, ein sehr sensibler und begabter Mensch. Eigentlich hat er mit Malerei und Installationen begonnen, jetzt ist er ein Performer, trägt üppigen Vollbart und seit kurzem einen englischen Künstlernamen. Der Punsch ist gut und vernebelt mir angenehm das Hirn. Nachdem dieser, Kekse und Gesprächsthemen sich langsam dem Ende neigen und der Abend schon weit fortgeschritten ist, schlägt der Gastgeber vor, in eine Bar unweit von hier weiterzuziehen. Ich bin dabei, und noch einige andere. Nach kurzem Fußweg durch die Berliner Kälte drängeln wir uns in ein schmales, schlecht beleuchtetes, schlauchförmiges Kneipchen, drinnen geht es lustig zu: laute Musik, lautes Gelächter, Midlifers, die ausgelassen sind. In den Trubel hinein sagt der Künstler einen schönen Satz: „Ich möchte mich nicht mehr von meiner Vergangenheit dominieren lassen.“
Da ist es wieder: Berlin, das Amerika von Deutschland und der Traum, seine Vergangenheit hinter sich zu lassen und völlig neu zu beginnen. Doch ich sehe auch, wie unmöglich es ist: all die Dreißig- und Vierzigjährigen um mich rum, die Kreuzberg-Neukölln-Society, die Künstler und Möchtegerns, wie sie in ihrer ewigen Zwanzigjährigkeit verharren und sich hier verstecken, niemals heraustreten werden aus dem Schatten ihrer Eckkneipenthresen und Biergläser. Ich bin ratlos und etwas verwirrt, denn ich fürchte, dass mir das Selbe passieren könnte. Ich verscheuche den Gedanken und haue mir noch einen Vodka rein. Morgen ist ein neuer Tag. Ein neuer Tag in Berlin.