Freitag, 23. Mai 2014


22.5.14
Ein außergewöhnliches Licht über Tempelhof, die Sonne hat sich schon verabschiedet, doch der Horizont hängt rötlich-orange über der Stadt. Die ersten Sterne sind zu sehen.

Auf dem Feld viele Spaziergänger, weiter hinten steht ein gemischter acapella-Chor im Kreis und singt: „Sweet Dreams“ und „Eye of the Tiger“, eine Menschentraube hat sich um die Singenden gebildet. Ich bleibe kurz stehen, höre von einiger Entfernung zu, gehe dann weiter.

Andere Besucher haben sich ins Gras gelegt, die Arme hinter dem Nacken verschränkt und die Augen nach oben gerichtet. Obwohl die Tore eigentlich schon geschlossen wurden, sind sie noch da. Sie machen keine Anstalten, nach Hause zu gehen, bleiben hier, bis das letzte Licht hinter dem langgestreckten Flughafengebäude verschwunden ist. Vielleicht bleiben sie die ganze Nacht. Ein Liebespaar zieht Arm in Arm an mir vorbei. Über ihren Köpfen dieser unverschämt weite Himmel, der einzigartig ist und nur hier zu existieren scheint.

Auf dem Rückweg entsteht plötzlich ein Stau am Drehkreuz: ein Flaschensammler bleibt mit seinem prall gefüllten Einkaufswagen darin hängen, es geht weder vor noch zurück. Die Leute warten geduldig, einige müssen lachen. Nach einigem Hin und Her kann der Pfandkönig das verkeilte Rad seines Wagens lösen und es geht weiter. Applaus von den Wartenden. Sie setzen sich langsam in Bewegung und wandern hinaus ins Freie. Dann zerstreuen sie sich in den warmen Abend.