19.8.14
Unter meinem Fenster
an der Ampel steht der Mützenmann. Er taucht oft plötzlich auf,
steht dort unten, wartet, schaut vor sich hin, bewegt sein Kinn mit
dem strähnigen Bart, als murmele er einige Worte hinein. Er trägt
selbst im Hochsommer einen dicken Anorak, Militärhosen mit schweren
Schuhen und eine russische Fellmütze. Scheinbar wartet er darauf,
dass die Ampel auf Grün schaltet, doch das ist ein Irrtum. Die Ampel
schaltet um, er geht nicht. Er bleibt weiter dort stehen, starrt
wieder vor sich hin, dann von links nach rechts, schwankt leicht, so
als sei er unentschlossen. Die Ampel schaltet wieder auf Rot. Er
steht und wartet. So verharrt er für eine sehr lange Zeit, ohne sich
von der Stelle zu rühren. Heute ist es anders: die Ampel schaltet
auf Grün, er blickt von links nach rechts und überquert die Straße,
verschwindet dann aus meinem Sichtfeld. Ich habe ihn seither
nicht wiedergesehen.