Montag, 26. Oktober 2015


21.10.15 (1)
Ich steige aus der U-Bahn an der Mohrenstraße, die Treppen rauf am Eingang streckt mir ein preussischer Feldmarschall seinen bronzenen Arsch entgegen. Teil eines erstarrten Balletts rund um den Zietenplatz, bestehend aus lauter preussischen Feldmarschallen und Generälen. Dazwischen einige verblühte Rosenbeete. Ich gehe ein Bisschen umher, setze mich auf eine der Bänke, lese die Infotafel für Touristen. Dann blicke ich die Seitenstraße herunter, stehe auf und gehe geradeaus. Rechter Hand stoße ich auf das Bundesministerium für Arbeit und Soziales, ehemals Reichspropagandaministerium, Nahles sitzt nun also bei Goebbels. Ich kratze mich am Hinterkopf. Über dem Eingang ein großes Plakat, das zu einer Ausstellung einlädt: deutsche Sozialgeschichte von Anfang bis heute. “Da gehe ich doch rein!” denke ich mir und steuere stracks auf den Türsteher zu. Er schwenkt gelangweilt seine Ausweiskarte am Bändel. “Entschuldigen Sie, kann ich in diese Ausstellung rein?” Er freut sich, dass überhaupt mal jemand hier vorbeikommt und strahlt mir entgegen: “Aber natürlich!” Der Türsummer summt und ich bin drin, im Reichspropagandaministerium, hübsch renoviert, der überdachte Innenhof sieht noch immer etwas nach alten Kadern aus.
In der Ausstellung bin ich allein. Keine einzige Sterbensseele außer mir. Sie besteht auch nur aus aufgestellten Infotafeln, im Kreis gruppiert und ist langweilig. Eigentlich hätte ich gerne das Ministerium von innen gesehen, aber die anderen Türen sind für Besucher geschlossen. Nach einigen Pflichtminuten im Ausstellungsraum, gehe ich wieder. Es warten noch andere interessante Gebäude in unmittelbarer Umgebung auf mich...

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