Dienstag, 24. Februar 2015


22.2.15
Am Herrfurthplatz
In einem Neuköllner Café mit Hipstern, neben mir drei Hipsterfamilien mit zwei verschiedenen Kindern. Erst reden sie über Tennis und Investoren, es klingt, als ob sie Drehbuchphrasen einer Daily Soap aufsagen, dann verschiebt sich das Gespräch hin zu Oliven und Jogginganzügen.
Drei Kellnerinnen arbeiten hinter dem Tresen, alle drei mit kurzen Ärmeln und freien Achseln, die eine legt romantische Fingerpicking-Musik auf. Ich fühle mich plötzlich wie in einem Kinderzimmer, ein Laptophipster lehnt sich an die Scheibe und schwingt im Rhythmus der Musik leicht mit. Jetzt kommen die Kinder zu Wort, sie sind sehr sympathisch und wirken aufgeräumt, garnicht hipstermäßig, es ist fast, als würden sie ihren Eltern die Welt erklären.

Montag, 2. Februar 2015


2.2.15

Am Gleisdreieck

Ich steige an meiner Lieblingshaltestelle aus der U-Bahn: Gleisdreieck. Hier ist es immer seltsam ruhig für Berliner Verhältnisse, vermutlich, weil hier eigentich niemand wohnt, es ist ein reiner Umsteigebahnhof und trotzdem ist er für mich der Inbegriff, gewissermaßen die Essenz aller Berliner Stadtbahnhöfe.

Das Gleisdreieck ist eigentlich garkein Dreieck, sondern ein Kreuz und die U-Bahn, ist hier eigentlich garkeine U-Bahn, da sie hier oberirdisch fährt. Sie rauscht über das einstige Niemandsland, in dem, trotz bemühter Neubegrünung noch immer eine eigenartig unbelebte, abgeschiedene Atmosphäre herrscht.

Auf der einen Seite werden jetzt die alten Backsteinbögen, die in früheren Zeiten die Gleiskörper trugen, abgerissen, eine Art Trümmerfeld, das noch letzte Zeichen von Benutzung trägt: buntbemalte Türen, ein gefliestes, auf einer Seite aufgerissenes Badezimmer, das zerschlissene Schild einer verschwundenen Autowerkstatt, über einem toten Eingang ein Kutschenrad, das nur noch aus Speichen besteht und aussieht, wie ein verrosteter Stern.

Auf der anderen Seite, erheben sich die Neubauten wie seelenlose Gesichter, einige schon fertig, andere noch im Bau, der Wind trägt Maschinenlärm herüber. Letzte Zeichen einer gespaltenen Stadt, das neue Berlin breitet sich schon aus, das alte verschwindet langsam unter der Baggerschaufel. Dazwischen einige Jogger und verlorene Radfahrer. Eine Mutter mit Kinderwagen überholt mich und steuert auf den Parkausgang zu, entlang der überdimensionalen Rosenblüten, die als Statuen einen aufgeschütteten Wall säumen. Dahinter ein orangefarbenes Gebäude: “Premium Parking” flattert dort als Botschaft auf einem weißen Plakat.